Einheizen bis die Hütte brennt will der neue Fernach-Stabhalter Roland Busam seinem Volk. „Der Einheizer“ übernahm am Sonntag im „Pflug“ die Regierung – und brachte mit einem Vorschlag für eine neue Oberkircher Umzugsstrecke die Narrenzunft ins Schwitzen.
27 Tage länger als bei seinem Vorgänger „Berthold das Alfatier“ dauert die Amtszeit des neuen Fernacher Stabhalters „Roland der Einheizer“. Die Zeit will er nutzen, um ganz Oberkirch einzuheizen. Den Testlauf gab es schon im Dezember 2015: Da seien die Zahlen auf dem Adventskalender nicht Datums-, sondern Temperaturangaben gewesen.
Da die kommende Baustelle in der Hauptstraße den Narrenumzug verhindere, schlug Heizungsbauer Roland Busam als neuen Umzugsweg die Strecke von der Winzergenossenschaft über das Rennbäumle, Wolfhag und zurück vor. Da gäbe es Platz für 100000 Zuschauer und der Umzug würde keinen Anwohner stören.
Ex-Stabhalter „Berthold das Alfatier“ nannte seinen Nachfolger einen Beta-Blocker. Der habe es fertiggebracht, ihn zum Fall für die Fernacher Selbsthilfegruppe von der Fasenteröffnung zu machen. Eines tröstet ihn jedoch: Sein Nachfolger sei „kei Pfälzer unk ei Schrinner, kei Dicker, s’isch ä Dünner, kei Bänker unk ei Beizer, sondern „Roland der Einheizer“.
Badischer Provinzadel
Landesmutter Elke Martin wollte eigentlich das Zepter selbst in der Hand halten, doch als kluge Westerwälderin agiere sie nach dem Motto: „Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau.“ Bei einem „normalen“ Badener sei die Dynamik durch Wortkargheit begrenzt. Dagegen seien die Westerwälder weltoffen und redegewandt. Sie habe internationales Format. Ihr Roland zähle eher zum badischen Provinzadel.
Die Kirchplatzmäuse (Agnes Panter und Isolde Metzinger) wussten immer schnell das Neueste. Furs Modeatelier Hollnberger komme nun das „Tatü-Studio“. Ja, vor ihrem Laden, „Isoldes Rosengarten“, werde halt rumgetratscht. Gerüchte würden zu gut informierten Quellen – und ein vertretener Fuß zum Oberschenkelhalsbruch. Über eines hätten sich die beiden Kirchplatzmäuse aber gefreut: dass die Walachen 150 Jahre unter einem Kreuz leben mussten, das im Fernach hergestellt worden war.
Eine Lektion über das richtige Verhalten eines Fernacher Ministers erteilte der „alte Hase“ (Frank Lachmann) dem „jungen Hüpfer“ Daniel Meister. Ob passende Anzugsordnung oder eingeforderte Pünktlichkeit, der Jungminister blieb dem Altmeister, gemäß seinem Namen, keine Antwort schuldig.
Gestenreich inszenierte Friedbert Dietsche den Versuch, seine Leibspeise „verstampfte Gelberüben“ zu kochen. Er endete in einem Debakel. Mehrere Tage war der Dietsche, gelernter Malermeister, mit der Beseitigung der Gelberübeflecken an den Wänden beschäftigt.
Evolution in Zusenhofen
Eine erfrischende Lehrstunde über die Evolution gab Bärbel Oftring, welche die Auftritte aus biologischer Sichtweise anmoderierte: „Flugsaurier, Ammoniten und andere merkwürdige Arten sind verschwunden. Die Zusenhofener gibt’s noch.“
Fernach-Duo hielt den Abgesang auf sich selbst
Stefan Cölsch und Sepp Blust gaben ein „Best of“-Konzert / Achim Huber reimte über Tücken des Brennersteigs
Das Jahr der närrischen Rücktritte setzte sich auch im Fernach fort: Minister Klaus Kunner stieg zum letzten Mal in die Bütt. Und nach der Chaotenbänd will auch das Fernacher Musikerduo Sepp Blust/Stefan Cölsch die Gitarre bzw. das Akkordeon an den Nagel hängen.
Gleichzeitig verabschiedeten die Fernacher auch den beliebten Sparkässler Lothar Bächle – der Ex-Bereichsdirektor hat in Offenburg neue Aufgaben übernommen. Blust und Cölsch präsentierten zum Abschluss eine Revue der vergangenen 20 Jahre – vom Wurstsa¬latlied über den Abschiedsgruß an die singende Stabhalterin Heidi Kunner („Heidi, Heidi, Deine Welt war’n die Lieder“) bis zu einem aktuellen Stück: „La, la, la, la. Labianca. Krücke, Windle für de Schatz gibt es oben om Marktplatz.“
Um den Nachwuchs muss es den Fernachern aber nicht bange sein: Die „Werbetexter“ Stefan Hirt und Sebastian Becker hatten die schöne Obst- und Weingegend um Tiergarten für einen Werbefilm auserkoren. Doch das Nachsprechen eines Werbetextes hat so seine Schwierigkeiten. Aus „Oberkirch in Baden, die Perle des Renchtals, gelegen zwischen Obst und Reben“ wurde: „Oberkirch geht baden“. Daher musste OB Matthias Braun mit dem Hochhalten des Sprechtextes aushelfen. Zum Schluss schaffte Sebi Becker den deutlich verlängerten Slogan sogar auswendig.
Alles andere als nüchtern
Um Obst(ler) und Reben ging es auch im Auftritt von Achim Huber. Er war als Wanderer auf dem Brennersteig unterwegs. Der dort gereichte Schnaps verfehlte seine Wirkung nicht. Reimprobe gefällig: „Ich fang nochmals vun vorne an. Nüchtern so wie jeder kann. Nüchtern betrachtet isch der Brennersteig ein Kulturgut, des nit jedem gut tut.“
Nach einigen flüssigen Stärkungen auf dem Wanderweg kam Huber die Einsicht: „Brennersteig, oh Brennersteig, du hältsch ein Wunder für uns bereit: Allein gesch hin− heim kummsch zu zweit.“
Zitate aus dem Fernach:
„Wie kummt ma zum Name „Einheizer“? Einheizer deshalb, wiel ich bim Heizungs-Busam bin, aber nit verwondt oder verschwägert. Ich krieg min Geld fürs Schaffe.“
„Ich werd alle Autofahrer die Schweißperle uff die Stirn triebe. Dodezu hab ich bim Schlüssel ä Baustell mit einer computergesteuerte Ampelanlag installiert. Die isch mit de Fußgängerompel bim Koehler im Loh verbunde und bildet mit dere zemme eine grüne Welle.“
Stabhalter Roland der Einheizer über sich selbst und über die Baustelle in der Appenweierer Straße
„Nach der Oberkircher Frauenpower-Logik steht hinter allen starken Männern eine starke Frau, die Andrea heißt: Andrea Lipps, Andrea Braun, Andrea Sackmann.“
Elke Martin über die starken Frauen im Rathaus und in der Walachei
„Bi de Leimener isch immer noch keine Frau als Stabhalter in Sicht. Die nemme lieber jedes zweite Mol ä Spinner.“
Isolde Metzinger
„Ich hab us gut informierter Quelle g’hört, dass bim da Nuno widder ä Italiener nikummt. Der heißt donn „Na Du do“!
Agnes Panter
„Manche ärgere sich ja, dass so ä Lade (Sanitätshaus Labianca) on de Marktplatz kummt. Aber drum rum lebt halt die Zielgruppe: Alterheim, Betreutes Wohne, Ärztehus, ARZ un’s Rothus.“
Stefan Cölsch
„S’isch mir grad igfalle, dass die Peterstaler jetzt eigentlich Nußbacher sin. Aber immer noch besser, als wenn sie noch Appewier zoge wäre. Un de OB muss nit so zittere.“
Sebastian Becker
„Apropos: Was isch Kultur? Manche – ne eine – meint ja, dass nur Kunst und Kultur sei die eigene Glasmalerei.“
Achim Huber