Taugt ein Alfa-Fahrer als Alphatier? Mit dieser  Frage werden sich die Fernacher im kommenden Jahr auseinandersetzen müssen. Sie haben am Sonntag im »Pflug« Berthold Hartwich zum neuen Stabhalter gekürt.

 

Will er nun doch endlich? Obwohl er  bei seiner Bewerbung jedes Mal auf die Seite  geschoben worden sei, hätte er die Regentschaft immer so gerne übernommen, versicherte  der neue Fernacher Stabhalter Berthold Hartwich.  Berthold das Alfa-Tier setzte sich gegen zwei Kandidaten durch, was nicht jeder in Oberkirch von sich sagen könne. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Frank das Phantom-Ass will er »modische Akzente bei seinen Ministern setzen«, so ein Auszug aus dem Regierungsprogramm des Boutiquenbetreibers.

Landesmutter Sigrid Hartwich pries im Staatsakt die Qualitäten des Alfa-Fahrers: Bertholdo habe statt Blut Motorenöl in den Adern und Haare wie ein Italiener. Und eine Wesensänderung habe sie an ihm beim Einsteigen ins Auto festgestellt: »Aus Berthold dem Alfa-Tier wird Berthold das Tier im Alfa!«  Bei den Vorschusslorbeeren für den Neuen hätte Vorgänger »Frank Fernachs Phantom-Ass« eigentlich verblassen müssen. Doch der dreimalige Stabhalter versprach in seiner Abtrittsrede : »Heute ist nicht alle Tage. Ich komme wieder - keine Frage.«

Familieninterner Kampf

Wird der kleine Philipp einmal ein Leimener oder ein Fernacher? Der familieninterne Kampf um den zukünftigen Jungminister entbrannte schon in der pränatalen Entwicklungsphase des Kindes, erläuterte Mama Julia Spinner, eine Fernacherin. Vater Simon singe dem Kleinen jeden Abend mit Inbrunst das Leimenlied vor. Aber auch bei der Kleidung des Kleinen gibt’s großfamiliäre Differenzen. »Zieh ich ihm ebbis Rotes an, gefällt’s Opa Ottmar nit. Bei ebbis Gelbem gefällt’s Opa Lorenz nit.« Am Ende stand ein Kompromiss: Philipp habe das Privileg, in zwei Kulturen aufzuwachsen.

Dass die »best Krankheit nix taugt«, weiß seit jüngst auch Ulrike Ebert-Huber, die von Nierensteinen geplagt war. Drei Wochen auf den OP-Termin warten, aufwändige Untersuchungen, drei Tage später die Rechnung, waren ihre Erfahrungen. Ohne Erfolg gekrönt waren jedoch die alternativen Heilmethoden ihres Mannes. Jeden Abend vor den Lautsprecher bei Rolling-Stones-Liedern zu hocken, brachte keine Nierensteinzertrümmerung. Apropos Krankheit: Friedbert Dietsches Büttenrednerbeitrag fiel

der Influenza zum Opfer. Meinungsverschiedenheiten  bei der Schulranzenkontrolle des Juniors gab es bei Vater und Schulbub (Frank Lachmann und Roland Busam), die in gegenseitige Vorhaltungen ausarteten. »Früher war alles onderscht. Ich war der brävste Schüler«, meinte der Vater. »Hesch’s knacken hören?«, erwiderte der Junior mit Hinweis, dass sich dabei die Balken im »Pflug« gebogen hätten.

Bei ihrem Narrenjubiläum – elf Jahre als Gesangsduo – glänzten Sepp Blust und Stefan Cölsch mit ihren Betrachtungen zur Wirtschaftsförderung rhetorisch und gesanglich. Mit Blick auf das neue Piercing-Studio reimten sie: »Tatoo, pierce, ja des isch de Hit, Junge, Alti, alle mache mit«. Und einem Wurstsalat mit Gurken gaben sie jedenfalls den Vorzug vor einem Döner. Charmant und humorvoll moderierte Bärbel Oftring den Staatsakt. James Lachmann oblag  in Stellvertretung von Klaus Kunner die Begrüßung.

Lied für die »freundliche Zeitung von nebenan«

Mit subtilem Insiderwissen über die Lokalpresse glänzte ARZ-Redakteur Achim Huber im Fernach-Staatsakt. Um die ARZ ins bessere Bild als »freundliche Zeitung von nebenan« zu rücken, hatte Huber ein Liedlein auf den Lippen. Mit Unterstützung der im Saal verteilten ARZ-Exemplare schlugen die Beteiligten dreimal auf die Zeitung und skandierten im Rap-Rhythmus den Refrain: »Alles was in – bei uns steht’s drin!« Einer seiner Sprechtexte lautete: »All, pak und rüd, ein Kürzel – in Klammer – am Anfang steht. Das Kürzel ist uns’re Identität. Wenn’s keiner war, dann steht da nur red«.Doch bei aller Kritik klang’s zum Schluss versöhnlich:  »ARZ - mit freundlichen Grüßen, das Frühstück wir versüßen.«

Lorenz Kimmig hatte seine Kenntnisse  nicht in der Redaktion gewonnen, sondern bei einem Straßburg-Besuch. Im Vergleich mit den Elsässern, die momentan gegen die Zusammenlegung des Elsass mit anderen Regionen kämpfen, seien die Badner genauso weltoffen, vor allem die Renchtäler. Die Statistik besage, dass »je widder vorne im Tal, umso weltoffener. Also Oberkircher sind weltoffener als Peterstaler, un Zusenhöferner als Fernacher? Do sieht mer mol widder, wie Statistike die Wahrheit verfälsche könne!« Irgendwie hätten die in Straßburg gewusst, dass er als Fernacher zu Besuch komme. Denn überall seien Störche aufgehängt gewesen. Für 20 Euro habe er einen handgemachten, batteriebetriebenen  Elsässer Storch gekauft und mitgebracht.

Stutzig  habe ihn beim Besuch der Europa-Stadt die Beschilderung der Straßennamen gemacht. »Die gibt’s dert nur noch uff Französisch mit elsässischem Untertitel« — zum Beispiel »Rue de la tête« für Hauptstraße. Dass zweisprachige Namensschilder auch für Oberkirch als touristisches Alleinstellungsmerkmal prädestiniert wären, machte Kimmig an Beispielen klar. »Coming-Home-Street« für Heimkehrerstraße und »Montana del Torro« für Ochsenbuckel.

Zitate aus dem Fernach

»Viellicht hen au Vorfahre vom Zimmerer uff`m Münsterplatz mol ä Café ghet un die zweite Turmspitz war im Weg nach dem Motto: Weg mit der Laterne, Freiheit für den Sonnenschirm.« »Des Europäische Parlament isch jo de Gemeinderat vun Europa, nur ohne Familie Zillgith - noch!«
Lorenz Kimmig, der Straßburg-Besucher, über den fehlenden Turm des Münsters und Europas Volksvertreter

»Sepp, ich förder die Wirtschaft, nicht die Wirtschafte. In de Wirtschaft wird’s Geld verdient, in de Wirtschafte wird’s Geld ausgäwe.«
Stefan Cölsch

»Einzelzimmer, Zweibettzimmer oder normal? Als unerfahrenes Landei sag ich forsch: Einzelzimmer bitte! Macht 93 Euro extra pro Tag. Ich hab gar nit gwisst, dass der Betreiber vun de Zimmer im Kronkehus de Dolleberger isch.«
Ulrike Ebert-Huber

»Hesch übrigens ghört, dass sie in Zusehofe ä Zaun um de Bolzplatz mache. - Schad! - Warum? - Ha schad, dass sie de Zaun in Zusehofe nur um de Bolzplatz mache!«
Frank Lachmann und Roland Busam


»Woher die Bezeichnung »Alfatier«? Erstens: Ich bin der Chef vom Fernach. Zweitens fahr ich einen Alfa.«
Berthold Hartwich über seinen Stabhalter-Beinamen

»Vor ein paar Johr kam dann unser Traumauto auf de Hof, ein Alfa 159. Hof isch ä bissel übertriebe. Wer unseren Hof im Eisweiher kennt, der weiß, dass entweder des Auto zu groß oder die Einfahrt zu klein ist.«
Sigrid Hartwich, Landesmutter

»Es gibt eine Fußgängerzone mit blühendem Handel. Des Café Mayers hat seine Tisch an de Kirch vorbei durch die Kirchstraß bis in die Hauptstraß gedrückt.«
Bärbel Oftrings Vision von Oberkirch im Jahr 2025

»In der ARZ-Redaktion steht groß ein Schild, drauf ein Satz, der für uns alle gilt: Das
Schreiben ist unsre Leidenschaft, auch wenn’s beim Leser Leiden schafft.«
Achim Huber, ARZ-Reporter

(Autor: Roman Vallendor)